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Relaxation vs Mindfulness


Unterschiede
zwischen Entspannung
& Achtsamkeit.

"Same same but different?"


Sehr viele Menschen wollen etwas gegen Stressbelastung unternehmen. Dazu gehört für viele, "runterkommen" und sich entspannen zu lernen. Wer jedoch nur Entspannung sucht, nutzt das Potenzial eines Achtsamkeitstrainings nicht voll aus. Denn Achtsamkeit geht über Entspannung hinaus.

Entspannungstechniken
oder Achtsamkeit?
Die Unterschiede:

1. Entspannung ist Regeneration von Belastungen. Achtsamkeit lehrt auch den Umgang mit Belastungen.


Gerade im Kontext von Stress lassen sich die zwei Begriffe gut auseinander halten. So unterscheidet z.B. der anerkannte Stressforscher & -therapeut Prof. Dr. Gert Kaluza zwischen regenerativer Stresskompetenz und mentaler bzw. instrumenteller Stresskompetenz. Also einfacher gesagt, zwischen "sich erholen können" und "das Leben anders sehen bzw. gestalten."

Wenn es Ihnen vor allem darauf ankommt, den Stress und die körperlichen Anspannungen, die schon da sind, erträglicher zu machen, dann sind Entspannungstechniken ein sehr gutes Mittel, um das zu erreichen. Wenn Sie z.B. typischerweise mit den Zähnen knirschen, Rückenverspannungen haben, Ihr Bauch krampft, Ihre Gedanken kreisen oder Sie nicht einschlafen können - Entspannung wird hier wahrscheinlich Abhilfe schaffen. Auch Achtsamkeitsmeditation hat meist solche regenerativen Wirkungen, da sie Elemente von Entspannung enthält. Doch Achtsamkeit geht über die Unterbrechung und Erholung von Stress hinaus und hilft, eine Art von Aufmerksamkeit und Perspektive zu kultivieren, mit der es auch in Zukunft hoffentlich zu weniger Stressreaktionen kommen wird! Achtsamkeit entspricht also vor allem den ersten beiden Faktoren: der mentalen und instrumentellen Kompetenz in Kaluzas Stress-Modell. Entspannung setzt also stark vereinfacht gesagt mehr bei den Symptomen an, Achtsamkeit mehr bei den Ursachen von Stress.


2. Entspannung ist ein angestrebter Effekt. "Mindfulness" ist eine Haltung & erstmal ergebnisoffen.


Achtsamkeit ist auch in einer weiteren Hinsicht "breiter" angelegt: sie legt sich nämlich nicht auf einen bestimmten erwünschten Endzustand - wie z.B. "Sich entspannt fühlen" - fest. Auch wenn wir in der Meditation durchaus einzelne Elemente von Entspannung benutzen, um Achtsamkeit bzw. Gelassenheit & Konzentration herzustellen, ist es ein Markenzeichen von Achtsamkeit, nach (fast) nichts zu streben. Die Achtsamkeitspraxis ist viel paradoxer als die Praxis der Entspannung. Selbst wenn wir Stress bewältigen wollen, versuchen wir ihn eher wahrzunehmen, nicht gleich dagegen vorzugehen und seine Muster zu durchschauen, und ihn nicht einfach nur "weg zu entspannen".

Achtsam-Sein kann man sich vorstellen wie eine universelle Haltung gegenüber allem im Leben - egal ob wir gestresst sind oder glücklich und gelöst, wir können immer achtsam sein. Ob wir krank oder gesund sind, uns einsam oder geborgen fühlen - wir können immer dessen achtsam gewahr sein und dadurch eine Gelassenheit gegenüber allem entwickeln versuchen. Dabei entsteht natürlich auch eine "entspanntere" Haltung gegenüber dem Leben, aber auch diese ist wieder nur ein möglicher Zustand, dessen wir achtsam gewahr sein können. Entspannt-Sein ist nur eines von Tausenden Phänomenen, denen wir uns achtsam zuwenden können. Unentspannt-Sein wäre z.B. ein anderes.


3. Entspannungstechniken können helfen, Achtsamkeit zu üben. Achtsamkeit kann helfen, "entspannter" zu leben.


Wie schon angedeutet, sind Elemente von Entspannung Teil der Achtsamkeitsübungen. So wird ein großer Wert auf die "Beruhigung" des Geistes gelegt, also auf eine mentale Art des Spannung-Lösens, die überhaupt erst zu einer Wahrnehmungs- & Einsichtsfähigkeit des Geistes führt. Um das zu erreichen wird wiederum auch eine körperliche Entspannung gefördert. Für die meisten Schüler der Meditation ist die Anweisung "Just Relax!" total sinnvoll, weil sehr viele versuchen, Meditation, Achtsamkeit, ja das ganze Leben zu erzwingen. Eine entspannte Haltung - innerlich und äußerlich ist hingegen meist hilfreich. Einige Meditationstechniken - wie z.B. der Body Scan aus dem MBSR werden sogar im Liegen durchgeführt und führen typischerweise - wenn auch nicht immer - zu tiefer Entspannung. 

Und dennoch ist Entspannung in der "Mindfulness Practice" jeweils entweder ein Mittel zum Zweck oder ein angenehmer Nebeneffekt. Das ist in etwa so, wie das Erwärmen des Herds eine gute Voraussetzung für ein leckeres Mahl ist - und im Winter nebenbei noch die Küche angenehm wärmt. Aber es geht trotzdem nicht um Wärme als Ziel des Kochens. Auch wenn ohne eine Hitzequelle keine warme Mahlzeit auf den Tisch kommt.

Auf der anderen Seite führt eine Achtsamkeitspraxis oftmals (kurz- & langfristig) zu einem spürbar entspannteren Lebensgefühl. Jedoch ist es essenziell für diese Praxis, dass wir versuchen, eben nicht nach diesem Entspannungseffekt zu streben. Er stellt sich eher wie von alleine ein. Und wenn nicht - besteht die Kunst der Achtsamkeit ja gerade darin, dann auch dieser Erfahrung zu begegnen zu können. Hierin steckt die noch größere Freiheit: eben auch inmitten von Unentspanntheit und Schwierigkeiten noch gelassen und offen zu bleiben - ohne unnötig gegen die Realität anzurennen, oder vor ihr davonzulaufen. In Achtsamkeit steckt eine Lebensweisheit, die in Entspannungsübungen im engeren Sinne nur indirekt enthalten ist.


Ich würde Sie natürlich gerne in einem meiner Achtsamkeitskurse begrüßen, doch das Wichtigste ist, dass Sie eine Praxis aufnehmen und pflegen, die Ihnen bei der Bewältigung von Lebensbelastungen hilft. Ob in Form von Autogenem Training, Progressiver Muskelrelaxation oder eben in einem MBSR Achtsamkeitstraining. Mir tun zum Beispiel neben Achtsamkeitsmeditation körperliche Bewegungen gut. Beginnen Sie am Besten mit einer solcher Praktik und bleiben Sie eine kleine Weile dabei, bevor Sie entscheiden, ob Sie etwas anderes brauchen. Fangen Sie an, die heilsamen Fähigkeiten Ihres Geistes und Körpers zu kultivieren und lassen Sie sich nicht zu sehr von der Theorie dahinter stressen:)

 

Ist Entspannung das was man im Achtsamkeitstraining lernt? Was ist der Unterschied zwischen Entspannungsverfahren wie z.B. dem Autogenen Training oder Progressiver Muskelrelaxation und einem Achtsamkeitskurs wie MBSR?