Achtsamkeit bei Schlafstörungen
16/01/2021
Achtsamkeitsbasierte Therapie chronischer Schlafstörungen ab März 2022
25/12/2021
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Chronische Insomnie (Schlaflosigkeit)

Schlafstörungen:
wie behandeln?

 

Wenn Sie eine oder zwei Wochen schlecht schlafen, müssen Sie sich noch keine Sorgen über eine chronische Schlafstörung machen. Aber was kann man machen, wenn dieser Zustand länger anhält oder immer wieder zurückkehrt und Ihr Leben über Monate und Jahre bestimmt?

In diesem Artikel bekommen Sie einen Überblick über die gängigen Methoden, Schlaflosigkeit zu behandeln. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass wenn chronische Schlaflosigkeit Ausdruck einer anderen Störung ist, Sie dann besser nicht die Schlaflosigkeit, sondern die zugrundeliegende Ursache oder Erkrankung diagnostizieren und behandeln sollten. Die häufigsten solchen Hintergrund-Erkrankungen bzw. Störungen sind: Schnarchen & nächtliche Atemaussetzer (beim Lungenarzt oder HNO-Arzt abzuklären), Restless Legs Syndrom (beim Neurologen abzuklären), Depression oder andere psychische Störungen (beim Psychiater und Psychotherapeuten), hormonelle Dysbalancen (zunächst beim Allgemeinarzt informieren), Darm- & Verdauungsprobleme wie z.B. Nahrungsmittelunverträglichkeiten (beim Gastroenterolgen abzuklären). Darüber hinaus können bestimmte Medikamente oder Substanzmißbrach zu Schlafstörungen führen. Die im Folgenden beschriebenen Behandlungsmethoden beziehen sich jedoch mehr auf den Fall, dass Sie einfach "nur" eine chronische Schlafstörung (Insomnie) entwickelt haben - ohne dass eine Hintergrunderkrankung oder Ähnliches besteht und ohne dass es offensichtliche andauernde Schlafhindernisse wie z.B. Schichtarbeit oder Pflege Angehöriger oder Kinder gibt. Das ist viel häufiger der Fall als man denken mag, kann rein psychologische Gründe haben und unerklärlich wie "aus dem nichts kommen". Was kann man also tun?
 

Wer hilft bei Schlafstörungen?
Welche Therapien gibt es?

  • Pharmakologische bzw. medikamentöse Behandlung
  • Alternativ- bzw. komplementär-medizinische Behandlung
  • Nicht-medikamentöse bzw. Psychotherapie von Schlafstörungen

1. Pharmakologische Behandlung von Schlafstörungen.


Pharmakologische Behandlung meint einfach die Einnahme bestimmter Substanzen oder Medikamente. Es gibt unterschiedlichste Arten von Medikamenten oder Substanzen, die das Einschlafen und Durchschlafen erleichtern sollen. Manche sind sogenannte "Hausmittel", manche sind rezeptfrei in der Apotheke, manche nur auf ärztliche Anordung erhältlich. Als Hausmittel gelten zum Beispiel heiße Milch mit Honig oder Bananentee, die in der Tat die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe und damit das Einschlafe fördern. Zu rezeptfreien Medikamenten gehören neben Kräuterauszügen aus Baldrian, Hopfen & Co. auch unzählige "chemische" Schlafmittel wie z.B. Hoggar Night, Vivinox oder Melatonin-Präparate, die neuerdings rezeptfrei erhältlich sind. Das können für viele Menschen durchaus wirksame Mittel sein, die sie schläfrig machen können, jedoch wirken sie bei richtiggehend chronisch Schlafgestörten meistens nicht ausreichend. Es ist auch von einer Dauereinnahme solcher Mittel abzuraten, auch wenn sie rezeptfrei und daher scheinbar "ungefährlich" erscheinen. Neben-, Wechselwirkungen und Gewöhnung können hier ebenso auftreten, wie bei rezeptpflichtigen Medikamenten!
Zu den verschreibungspflichtigen Medikamenten gehören vor alem Hypnotika (auf Deutsch "Schlafmittel"), wie vielfältige Benzodiazepine oder Nicht-Benzodiazepine wie z.B. Zolpidem. Daneben werden manchmal bestimmte Psychopharmaka, insbesondere Antidepressiva mit schlaffördernder Wirkung eingesetzt - wie zum Beispiel Doxepin oder Mirtazapin. Bei allen solchen Mitteln ist vor dem Auftreten schwerer Nebenwirkungen bzw. im Falle der Benzodiazepine schwerer Medikamenten-Abhängigkeit zu warnen. Auch wirken diese "Chemiebomben" bei vielen Betroffenen nicht optimal - entweder ist die Wirkung zu stark und beeinträchtigt Wachheit und Arbeitsfähigkeit tagsüber zu sehr; oder aber die Mittel wirken trotz ihrer Potenz nicht gut genug, um echten, erholsamen Schlaf zu ermöglichen.

Als Faustregeln zur Nutzung "chemischer" Schlafmittel sollte gelten:
1. Hausmittel sind meist ungefährlich, Medikamente früher oder später Arztsache!
2. Kurz- bis mittelfristige Einnahme kann sinnvoll sein, langfristige Lösung sind Medikamente nie!
3. Man sollte sich nicht auf Medikamente allein verlassen, selbst wenn sie einigermaßen helfen sollten; sie sind nur eine "Brückentechnologie"!


Alternativmedizinische Behandlung von Schlafstörungen


Die oben bereits erwähnten "Hausmittel" aber auch homöopathische Mittel könnten auch hier bei den alternativmedizinischen Methoden eingeordnet werden. Des weiteren gibt es Akupunktur, körperorietierte Methoden wie Osteopathie, Massagen, Yoga, Atemtechniken oder Tai-Chi. Auch sollten Sport und ausreichend Bewegung hier als mögliche Ansatzpunkte mitbedacht werden. Die Wirksamkeit solcher Methoden im Bereich medizinisch relevanter Schlafprobleme sollte zwar nicht grundsätzlich angezweifelt werden, jedoch werden sie für schwer und chronisch Schlafgestörte wahrscheinlich nicht alleine eine Lösung darstellen können. Daher werden solche Maßnahmen auch als "komplementär-medizinisch" bezeichnet - also "ergänzend". Aus meiner Sicht ist es nur zu begrüßen, wenn Sie irgendetwas hiervon eine zeitlang ausprobieren, allerding ist hier die Wirksamkeit nicht hinreichend belegt und der positive Effekt hat zum Teil auch damit zu tun, dass Sie sich schlichtweg um sich kümmern und eine gewisses Maß an Selbstmitgefühl und Selbstwahrnehmung entwickeln. Das ist wichtiger als viele denken und wird auch von den meisten Ärzten eher begrüßt.


Nicht-medikamentöse bzw. psychotherapeutische Behandlung chronischer Schlafstörungen.


Zu den nicht-pharmakologischen & psychotherapeutischen Methoden im Bereich der Insomnie gehören unter anderem Entspanungsmethoden, wie Progressive Muskelrelaxation oder Autogenes Training. Da diese Methoden relativ unspezifisch und nicht konkret auf Schlafprobleme ausgerichtet sind, ist deren Wirksamkeit nicht ganz so hoch, wie die eigens für solche Probleme entwickelter Programme. Solche "spezialisierten" Therapie-Programme beinhalten meist eine Kombination aus Schlafhygiene-Maßnahmen (Einhaltung bestimmter Regeln im Haushalt und Tagesablauf), Schlafrestriktion (Einhaltung bestimmter schlafmedizinisch errechneter Uhrzeiten fürs Zubettgehen und Aufstehen), Stimuluskontrolle (Nutzung des Schlafzimmers aussschließlich fürs Schlafen & Umgang mit dem Wachliegen im Bett), sowie die Therapie ungünstiger Gedanken, Haltungen & Einstellungen, die dem Schlaf nicht förderlich sind. Zu den am meisten verbreiteten und erforschten Methoden aus dieser Gruppe gehört die CBTI (Cognitive-behavioral Therapy for Insomnia) - eine kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie-Patienten. Eine weitere, neuere Methode ist die MBTI (Mindfulness-Based Therapy for Insomnia), die von einem CBTI-Therapeuten in den USA entwickelt wurde, weil er feststellte, dass es viele Patienten gab, die auf CBTI nicht ansprachen. MBTI ist eine Kombination aus CBTI-Interventionen wie Schlafhygiene, Schlafrestriktion und Stimuluskontrolle und Methoden aus dem MBSR (Mindfulness-based Stress Reduction), das eine Einstellungsänderung über Achtsamkeitsmethoden, Meditation & Mindful Inquiry in der Gruppe erzielt und nicht durch klassische Verhaltenstherapie. Diese Methode erwies sich in vielen wissenschaftlichen Studien als der CBTI mindestens gleichwertig und stellt mindestens eine sehr gute Alternative zur (oder Fortführung der) CBTI dar. Die Vorteile der achtsamkeitsbasierten Methode liegen einerseits darin, dass gezeigt werden konnte, dass sie bei Patienten wirksam sein kann, die nicht auf CBTI ansprechen, und andererseits darin, dass man hier neben schlafbezogenen Maßnahmen auch für den Rest des Lebens wertvolle Fertigkeiten der Achtsamkeit und Meditation systematisch und fundiert erlernt. In gewisser Hinsicht bekommt man quasi "zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen", auch wenn das etwas martialisch oder verkäuferisch klingen mag. Sowohl die kogntive als auch die actsamkeitsbasierte Therapie sind wirksame und nach hohen wissenschaftlichen Standards konzipierte und validierte Programme, die vor allem für chronisch und moderat bis schwer schlafgestörte Patienten geeignet sind. Es ist schwer vorherzusagen, welche der beiden bei Ihnen wirksamer sein wird. Aber wenn Sie das Thema Meditaion immer schon irgendwie interessiert hat, dann könnte MBTI für Sie möglicherweise besonders spannend sein. Ich biete als Psychologe, ausgebildeter MBSR-/Achtsamkeitslehrer & Schlaflosigkeits-Erfahrener das MBTI-Programm - die Therapie chronischer Schlaflosigkeit durch Achtsamkeit - in Berlin und online an.