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Meditation 


Praxistipps für
Meditations-
Anfänger:
Worauf es wirklich
ankommt.

 

Welches "Bild" haben Sie von Meditation?

 

Ich habe lange überlegt, welches Foto zu einem Artikel über Meditation passt. Üblich sind Bilder von Menschen in bestimmten Posen, mit geschlossenen Augen und einer Ausstrahlung von Ruhe, Frieden und Zufriedenheit. Das ist auch oft das, was sich Meditationsanfänger wünschen. Aber genau das wollte ich nicht als Darstellung von Achtsamkeitsmeditation verwenden. Denn das vermittelt ein nicht ganz richtiges Bild davon, worauf es ankommt.

 

Zwar ist es durchaus so, dass Meditation eine Beruhigung des Körpers und des Geistes herbeiführen kann. Aber es ist wichtig, nach und nach verstehen zu lernen, dass eine Fokussierung auf ein Ziel wie z.B. „Ruhe“ auch hinderlich sein kann, wenn man mir dem in Kontakt kommen will, was wir Achtsamkeit nennen. Das Problem mit einer solchen Zielorientierung besteht darin, dass man im gleichen Zuge eine Vorstellung davon bildet, was eine „gelungene“ und was eine „nicht gelungene“ Meditation ist. Und das führt meistens zu Unzufriedenheit, wenn man nicht ruhiger wird. Und diese Unzufriedenheit wird oft auch zu einer Unzufriedenheit mit sich selbst. Es tauchen Gedanken auf wie „Ich kann das nicht!“ oder „Was ist nur mit mir los!?“. Auf den Bildern sahen die Leute so friedlich aus, aber ich bin da anscheinend ungeeignet. Daher ist es am Besten, auch gar keine solchen Bilder zu haben. Weder hier im Artikel, noch bei Ihnen im Kopf.

 

Was Ihnen im Weg steht, ist der Weg.

 

Und dennoch werden Sie wahrscheinlich Erwartungen und innere Bilder im Kopf haben. Und sehr wahrscheinlich werden diese Sie daran hindern, genau das zu erreichen, was sie erreichen wollen. Und hier geht das eigentlich Interessante und Erkenntnisreiche los, das zur Meditation genauso gehört wie die ersehnten Strecken relativer Ruhe und Zufriedenheit. Nämlich die Begegnung mit dem, was sie hindert, sich einzulassen, im Augenblick zu verweilen oder aufmerksam dabeizubleiben. Hier lernen Sie, wie Ihr Geist tickt, welche Glaubenssätze und Erwartungen Ihren Geist unbemerkt steuern und wie Gedanken zu Unzufriedenheit führen können. Erkenntnis ist bei Achtsamkeitsmeditation vielleicht sogar noch wichtiger als Konzentration, Wohlgefühl und Ruhe.

 

Paradox ist erstmal gut.

 

Es scheint ein bisschen paradox. Einerseits ist es so, dass wir in der Meditation durchaus etwas versuchen – zum Beispiel sich auf den eigenen Atem einzulassen und ihn aufmerksam zu erleben, ohne einzugreifen. Andererseits aber, ist es nicht so, dass die Meditation „scheitert“, wenn wir das nicht oder nicht sehr lange schaffen. Ganz im Gegenteil: das Umgehen mit dem vermeintlichen „Nicht-Gelingen“ ist zentraler Teil dieser Übung. Hier fängt bereits achtsamer Umgang mit Stress an: Wie kann ich damit sein, dass etwas nicht so klappt wie ich es wollte, oder wie es der Meditationslehrer gerade anleitet? Kann ich genau jetzt gelassen bleiben? Und wenn nein – und das ist erstmal sehr wahrscheinlich – kann ich meiner Nicht-Gelassenheit gegenüber aufmerksam & freundlich bleiben? Sie merken schon – das Ganze kann vielschichtig werden und uns eine Menge Agilität und Flexibilität abverlangen. So gar nicht wie es auf den üblichen Bildern von in sich ruhenden Meditierenden wirkt.

 

Sie können bei diesem Spiel nicht verlieren.

 

Die gute Nachricht ist: Sie können beim Meditieren nicht verlieren! Wenn Sie beim Atem bleiben können – toll! Dann lernen Sie, wie Sie sich etwas widmen und dabei beruhigen können. Wenn Sie nicht beim Atem bleiben – auch toll! Dann können Sie lernen, wie der Geist so tickt, was uns alles daran hindert, uns einzulassen und vor allem auch wie Sie mit „Nicht-Gelingen“ umgehen. Sie können nicht verlieren. Sie müssen einfach nur weitermachen.

 

Die Kunst liegt darin, sich weder zu ärgern, dass etwas nicht gelingt, noch ins Gegenteil zu verfallen, so nach dem Motto: „Ach, es ist eh alles egal, ich sitze hier einfach nur rum.“ Es ist weder nur das eine noch nur das andere. Und hierin lernt man etwas weiteres, was in der Achtsamkeitspraxis wichtig ist: nicht in Schwarz-Weiss und einem strickten Enweder-Oder zu denken. Stattdessen lernen wir zu oszillieren und zu explorieren. Also uns innerlich zu bewegen, zu experimentieren, zu schauen: wie könnte ich jetzt damit sein, was bei mir los ist? Wieviel Anstrengung ist gerade nötig? Welche Anstrengung ist gerade zu viel? Oder braucht es vielleicht im Gegenteil einen Hauch mehr sanfte Bestimmtheit? Vielleicht merken Sie beim Lesen: auch das hat viel mit unserem Alltagsstress und -leben zu tun.

 

Spielerisch und neugierig weitermachen.

 

Wenn ich darüber nachdenke, worauf es für Meditationsanfänger vor allem ankommt, dann ist es vor allem das: zu probieren und probierend immer weiterzumachen, statt die eigene Meditation als „gelungen“ oder „nicht-gelungen“ zu bewerten. Und was, wenn Sie es doch so bewerten? Das ist das Tolle an dem Ganzen: dann ist das auch kein Problem, denn dann lernen Sie wieder etwas. Nämlich über die Tendenzen des Geistes ständig zu bewerten. Und zack! Sie haben schon wieder gewonnen. Wie gesagt: man kann beim Meditieren nicht wirklich verlieren – egal was Sie erleben. Probieren Sie möglichst heiter weiter herum. Und lernen Sie dabei.